Zahnprobleme bei Pferden

Zahnwechsel / Bumps / Milchkappen

Pferde wechseln im Alter von 2,5–4,5 Jahren 24 Zähne von Milchzähnen zu permanenten Zähnen (12 Schneidezähne und 12 Backenzähne). Die Milchzähne werden „Milchkappen“ genannt, da sie wie Kappen auf den bleibenden Zähnen sitzen. Diese können dort z. B. festklemmen, frakturieren oder an einem anderen Ort als der bleibende Zahn sitzen. Da der daruntersitzende bleibende Zahn weiter wächst, kann es zu „Bumps“ (Schwellungen am Unter- oder Oberkiefer) kommen. Auch Fressprobleme können auftreten.

Schneidezähne

Die Schneidezähne der Pferde werden beim domestizierten Pferd häufig zu lang, da es bei der Futteraufnahme zu einer ungenügenden Abnutzung kommt. Zum Teil nutzen sich die Schneidezähne schief ab oder es liegen Fehlstellung der Kiefer (Unterbiss / Überbiss) vor. Auch durch Stereotypien bei Boxenpferden (Koppen / Stangenwetzen) kann es zu Veränderungen der Schneidezähne kommen.

Die häufigste Erkrankung der Schneidezähne ist die EOTRH (Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis). Informationen dazu finden Sie auf der Seite „EOTRH“.

Scharfe Kanten / Zahnspitzen / Schleimhautverletzungen

Da die Oberkieferbackenzähne physiologisch etwas breiter und weiter außen stehen als die Unterkieferzähne, entstehen bei unvollständiger Seitwärtsverschiebung des Unterkiefers beim Kauvorgang „scharfe Kanten“, unter Reitern häufig auch als „Zahnhaken“ bezeichnet. Diese können Schleimhautverletzungen verursachen.

Ebenso können Schleimhautverletzungen in der Gebisslage auch durch Einwirkungen der Reiterhand durch Trense oder Kandarre erfolgen, wie auf einem der Fotos zu sehen ist.

Das Ziel meiner Behandlung ist ein breiter Kauausschlag, damit sich die Zahnsubstanz auf der gesamten Kaufläche gleichmäßig abnutzt. Außerdem sollte das Behandlungsintervall so gewählt werden, dass bei der Folgebehandlung noch keine neuen Schleimhautverletzungen vorhanden sind. Da die Zähne bei jungen Pferden einerseits noch Längenwachstum zeigen, andererseits schneller aus dem Zahnfach herausschieben, bekommen junge Pferde deutlich früher erneut scharfe Kanten.

Haken / Rampen

Wenn die Zahnreihen der Backenzähne nicht komplett übereinander stehen, entstehen auf dem vordersten und hintersten Backenzahn Haken oder auch Rampen. Der Bereich, der sich als Haken ausbildet, hat in diesem Teil keine Gegenspieler, der die Zahnsubstanz abnutzt. Durch diese Veränderung ist die Vor- und Rückwärtsbewegung des Kiefers eingeschränkt. Dies führt auch gerne zu Verspannungen und Rittigkeitsproblemen.

Meißelzähne

Ein einzelner Zahn in der Zahnreihe, der deutlich länger als die restlichen Zähne ist, wird Meißelzahn genannt. Dieser entsteht häufig bei fehlenden Zähnen im Gegenkiefer, da die Abnutzung komplett fehlt. Daher erfolgt z. B. auch nach Zahnextraktionen die weitere Behandlung zunächst in kurzen Intervallen, da sich der noch vorhandene Gegenspieler sonst zum Meißelzahn entwickelt. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, dass sich ein Meißelzahn zwischen zwei Gegenspieler arbeitet und diese bis auf den Knochen abnutzt.

Stufen- und Wellengebiss, senile Gebisse

Wenn mehrere Zähne unterschiedlich weit aus dem Kiefer vorgeschoben sind, nennt man dies je nach Form Stufen- oder Wellengebiss. Beim Ausbalancieren des Mauls werden die hohen Zähne gekürzt und nach meist 2–3 Behandlungen sollte auch ein Stufen- oder Wellengebiss korrigiert sein. Dies ist also kein Dauerzustand!

Wenn allerdings keine komplette Korrektur stattfindet oder die Behandlungsintervalle zu lang sind, kommt es im älteren Gebiss zu aufgebrauchten Zähnen in dem einen Kiefer und im Gegenkiefer stehen noch sehr lange Kronen zur Verfügung. Mein Ziel ist es, auch beim alten Pferd eine gerade Zahnreihe mit gleichmäßiger Abnutzung zu erhalten.

Diastema

In den Zahnzwischenräumen kann es durch Einsprießen von Futter zu Parodontosen und Schädigungen des Zahnhalteapparats kommen. Ursache sind häufig verkippte Zähne, Gegenspieler mit unterschiedlichen Kauwinkeln bzw. Zähne die etwas höher sind und vermehrtem Druck ausgesetzt waren.

In der Behandlung wird versucht, den Druck gleichmäßig auf alle Zähne zu verteilen und die Winkel anzupassen. Außerdem werden die Diastema gespült. Individuell wird entschieden, ob die betroffenen Zahnzwischenräume oberflächlich aufgefräßt werden.

Wolfszähne

Der Wolfszahn ist ein rudimentärer, kleiner, meist stiftförmiger Zahn. Dieser liegt in der Regel vor dem ersten Backenzahn im Oberkiefer, selten auch im Unterkiefer. Die Wolfszähne brechen zwischen dem 8. und 12. Lebensmonat durch. Es kommt auch vor, dass sie nicht durchbrechen und unter der Schleimhaut verbleiben. Diese nennt man dann „blinde Wolfszähne“. Nicht jedes Pferd bekommt Wolfszähne.

Bei Reitpferden, die mit Gebiss geritten werden sollen, rate ich zur Extraktion der Wolfszähne vor dem Anreiten. Die Extraktion kann im Rahmen der normalen Zahnbehandlung durchgeführt werden. Zusätzlich zur Sedation des Pferdes werden die Wolfszähne zur Extraktion lokal anästhesiert.

Karies

Infundibularkaries

Immer häufiger sehe ich Karies vor allem im Bereich der Oberkieferbackenzähne. Der Oberkieferbackenzahn hat zwei Schmelztrichter, die bei gesunden Zähnen mit Zahnzement gefüllt sind. Bei einigen Pferden ist diese Füllung meist ab einem Alter von 12–15 Jahren nicht mehr komplett, so dass sich Futter in diese Löcher setzen kann. Dieses Futter wird dann schnell von Bakterien durchsetzt, die die Kohlenhydrate in den Futtermitteln in Säure umwandeln. Diese Säure greift die Zahnsubstanz an. Es kann bei starker Karies zur Fraktur des Zahns, aber auch zur Wurzelentzündung mit eitrigem einseitigem Nasenausfluss kommen.

Periphere Karies

Diese Form der Karies sieht man vor allem an den hinteren Zähnen der Backenzahnreihe. Bei diesen wirkt der Zementüberzug wie angefressen. Häufig kommt diese Form in Kombination mit Parodontosen vor. Welche Ursache diese Kariesform hat, ist leider noch nicht geklärt.

Generell sollte bei Karieserkrankungen eine regelmäßige Zahnkontrolle durchgeführt werden und in der Fütterung auf „Süßes“ und „Saures“ verzichtet werden.